Interne Bewerbung: Diese Fallstricken solltest Du kennen

Die interne Bewerbung bietet die Chance, beim aktuellen Arbeitgeber zu bleiben, ohne sein berufliches Umfeld und die Kollegen zu verlassen. Man kann innerhalb seines Netzwerks bleiben und dennoch Karriere machen und sich beruflich weiterentwickeln. Somit muss ein Jobwechsel nicht automatisch in einen Arbeitgeberwechsel münden. Wenn auch die interne Bewerbung auf den ersten Blick einfacher erscheint als eine Bewerbung auf dem freien Markt, sollte man nicht den Fehler machen und diese unterschätzen. Viele Bewerber begehen diesen Fehler, indem sie denken, sie hätten einen Bonus, weil sie innerhalb des Unternehmens bereits bekannt sind. Doch gerade bei der internen Bewerbung ist oft viel mehr nötig, als sich lediglich zu bewerben und darauf zu warten, dass man zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen wird.

interne Bewerbung

In diesem Blogartikel bekommst Du wichtige Tipps, wie Du klassische Fehler vermeidest und den Prozess der internen Bewerbung erfolgreich bestehst.

Interne Bewerbung: Vorteile für beide Seiten

Die interne Bewerbung ist in großen Unternehmen eine sehr häufige Bewerbungsform. Muss eine Stelle in einer anderen Abteilung besetzt werden, so greifen Abteilungsleiter und Personalabteilung oft auf die interne Rekrutierung zurück. Als interessierter Bewerber muss man sich, wie bei einer externen Bewerbung auch, mit seinen sorgfältig vorbereiteten Bewerbungsunterlagen intern bewerben. Diese sollte nicht mit einer geringeren Sorgfalt erstellt werden.

Dabei bietet das innerbetriebliche Recruiting viele Vorteile für beide Seiten. Die Vorteile für Arbeitgeber sind:

  • Der Arbeitgeber kennt den Mitarbeiter bereits, weiß, wie dieser arbeitet und was er von ihm erwarten kann.
  • Die interne Bewerbung erleichtert es dem neuen Chef. Durch Empfehlungen kann er sich entsprechendes Feedback von der Abteilung des Bewerbers holen. Dieser Schritt ist bei externen Bewerbern zeitaufwendiger.
  • Der Mitarbeiter kennt sich in den Unternehmensstrukturen aus, sodass der Onboarding-Prozess in der neuen Position wesentlich kürzer und kostengünstiger ist.
  • Die interne Stellenbesetzung fördert die innerbetriebliche Vernetzung. Angestellte bringen frisches Know-how aus anderen Abteilungen mit.
  • Die Aussicht auf zukünftige Beförderungen motiviert den Mitarbeiter zu überdurchschnittlichen Leistungen und verhindert die Abwanderung von Humankapital und Know-how.

Doch die interne Bewerbung auf eine innerbetriebliche Stelle hat auch für den Bewerber Vorteile:

  • Der Bewerber kennt die Strukturen und die Arbeitsweise des Unternehmens und ist mit den Produkten und Dienstleistungen vertraut.
  • Als jahrelanger Angestellter identifiziert man sich mit der Unternehmenskultur und versteht die „Sprache“ des Unternehmens.
  • Man hat eventuell einen Mentor oder Förderer und kann durch seine Empfehlung seinen guten Ruf einsetzen.
  • Die interne Bewerbung erspart einem die Probezeit im Falle eines Wechsels, da kein Arbeitgeberwechsel stattfindet.

Interne Bewerbung: Wo man Stellen findet

Es gibt mehrere Quellen für freie interne Stellen. Ganz klassisch stehen das Intranet und das schwarze Brett ganz oben. Doch auch in öffentlichen Jobbörsen findet man interne Stellen. Dabei sollte man nicht verbreiten, dass man nach einer Stelle in einer Jobbörse gesucht hat. Das könnte leicht falsch interpretiert werden. Der Arbeitgeber könnte denken, dass man mit seiner derzeitigen Stelle nicht zufrieden ist und sich nach einem neuen Unternehmen umschaut.

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Diese Quellen werden am häufigsten genutzt:

  • Jobbörsen
    Bedauerlicherweise inserieren manche Unternehmen zuerst in öffentlichen Jobbörsen und informieren die eigenen Mitarbeiter als Letztes oder gar nicht. Als Arbeitnehmer erfährt man aus der Presse, dass der eigene Arbeitgeber unbesetzte Stellen hat. Dennoch sollte man diese Quellen für eine interne Bewerbung nutzen.
  • Unternehmenseigene Netz
    Interne Stellen wird man am schnellsten im Intranet finden. In der Regel wird dieses gepflegt und enthält einen aktuellen Stellenmarkt, der von der Personalabteilung gepflegt wird. Es lohnt sich also, hin und wieder dort vorbeizuschauen.
  • Persönliche Empfehlungen
    Auch für eine interne Bewerbung sind persönliche Kontakte wichtig. Umso wichtiger sind diese Kontakte, wenn man an Insiderinformationen kommen möchte. Daher gilt: Arbeite ständig an Deinem Netzwerk, um Dir im richtigen Moment den Informationsvorsprung durch Vitamin B zu verschaffen.
  • Schwarzes Brett
    Auch in Zeiten von Digitalisierung und Industrie 4.0 gibt es sie noch – die Informationstafeln. Meistens hängen sie in Kantinen oder Sozialräumen. Neben betrieblichen Bekanntmachungen und Aushängen des Betriebsrates werden auch freie interne Stellen bekannt gegeben. Ein Blick auf das schwarze Brett lohnt sich auch heute noch.

Interne Bewerbung: Warum möchte ich wechseln?

Die Beweggründe für eine interne Bewerbung sollten nicht anders sein als bei einer externen Bewerbung auch. Frust ist ein schlechter Ratgeber und hilft nicht weiter. Bevor man an einen Jobwechsel überhaupt denkt, sollte man seinen jetzigen Wirkungskreis gründlich überprüfen und sich folgende Fragen stellen:

  • Bin ich generell unzufrieden oder ist es nur ein vorübergehendes Tiefloch?
  • Bewerbe ich mich aus einem Fluchtgedanken heraus oder aus der Motivation heraus, mich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln?
  • Sehe ich die interne Bewerbung als eine Befreiung oder als Chance?
  • Gehe ich täglich mit einer gewissen Zufriedenheit in die Arbeit oder bin ich durch und durch unzufrieden?
  • Gibt es in meinem jetzigen Job ernstzunehmende Probleme?
  • Wenn ja, können diese gelöst werden?
  • Habe ich alle Mittel ausgeschöpft, um diese zu lösen?
  • Würde eine interne Bewerbung und eine neue Anstellung meine Probleme lösen?
  • Muss ich wirklich den Job wechseln?

Erst wenn wirklich alle Zweifel aus dem Weg geräumt wurden und der feste Wille zu einem Jobwechsel vorhanden ist, sollte man eine interne Bewerbung wagen. Vielleicht ist man mit Kleinigkeiten unzufrieden, die im Grunde keine Probleme sind. Vielleicht erscheint die angestrebte Stelle im ersten Moment lukrativ, doch bei näherer Betrachtung ist sie das gar nicht. Bevor man die interne Bewerbung in die Wege leitet, sollte man sich bei den Kollegen in der anderen Abteilung oder im Unternehmensteil umhören. Vielleicht gibt es dort viel ernstere Probleme. Auch sollte man im Blick behalten, dass eine interne Bewerbung nicht spurlos im Unternehmen bleibt. Denn, sich nur mal eben so in der Abteilung nebenan zu bewerben, könnte für Irritationen bei den Kollegen führen. Erst recht, wenn man die Stelle nicht bekommt. Anders als bei der externen Bewerbung wird intern alles dokumentiert. Auch nach Jahren wird man sich an den „Wechsler, der eine Absage bekommen hat“ erinnern.

Eine interne Bewerbung ist kein Selbstläufer

Selbst wenn Du schon jahrelang bei Deinem Arbeitgeber tätig bist und Top-Leistungen vorweisen kannst – solltest Du die interne Bewerbung keineswegs als Formsache betrachten. Ein interner Wechsel ist kein Selbstläufer und wird Dir erst recht nicht geschenkt. Du musst Dich genauso gewissenhaft wie auf dem freien Markt bewerben und im Bewerbungsprozess von Deinen Fähigkeiten überzeugen.

Es kann natürlich sein, dass Du innerhalb des Unternehmens dermaßen gute Kontakte hast und einen internen Wechsel quasi „unter der Hand“ aushandelst. Das ist eine ganz andere Situation. Doch das ist nicht die Regel. In der Regel hinterlässt Du nach einer internen Bewerbung und einem Wechsel eine Lücke, die zunächst gefüllt werden muss. Daher solltest Du nicht erwarten, dass Dein jetziger direkter Vorgesetzter Deine Wechselpläne mit offenen Armen unterstützt. Mehr oder minder – je nach Auslastung und Auftragslage, greifst Du in laufende Betriebsprozesse ein. Wenn Du eine Position innehast, die nur schwer zu besetzen ist, wird Deine interne Bewerbung Deinen Chef keineswegs begeistern.

Beachte!
Dein Chef könnte sich Deinen Plänen in den Weg stellen.

Hast Du Deinem Chef in der Vergangenheit geholfen und genießt eine hohe Reputation, kann er Dich aber auch fördern und beim neuen Vorgesetzten ein gutes Wort einlegen. Seine Empfehlung kann ein starkes Gewicht haben und der Gamechanger sein, der Dir einen internen Wechsel überhaupt erst ermöglicht. Hierzu gibt es leider kein Geheimrezept und auch keine weisen Ratschläge, wie man seinen Chef dazu bringt, sich für Einen einzusetzen. Es zählen Leistungen aus der Vergangenheit und auch ein bisschen Glück dazu. Mit Glück ist auch gemeint, dass der mutmaßliche neue und der aktuelle Chef nicht auf Kriegsfuß stehen. Dann wird die interne Bewerbung garantiert zu einem Desaster.

„Hallo Peter, ich habe doch den Job, oder?“

In kleineren Betrieben, insbesondere in ländlichen Gebieten, kann ein interner Wechsel ohne großen Aufwand und durch eine kurz formulierte Entscheidung des Chefs erfolgen:

„Du weißt, dass der Dieter in ein drei Monaten aufhört. Also übernimmst Du seine Position und wirst dementsprechend bezahlt.“

So kann es laufen. Vor einigen Jahren hatte ich einen ehemaligen Hauptfeldwebel der Bundeswehr als Vorgesetzten. Ein Soldat durch und durch. Eines Tages kam er zu mir und sagte direkt:

„Ab sofort sind Sie mein Stellvertreter. Haben Sie ein Problem damit?“

So kann es auch laufen. 🙂

Doch in den meisten Betrieben gibt es klare und festgelegte Bewerbungsprozesse, die eine interne Bewerbung voraussetzen. In einem seriösen Unternehmen sollte eine interne Bewerbung keineswegs so verfasst werden:

Servus Peter,

du, ich hab‘ gestern in der Kantine erfahren, dass Ihr bei Euch in der Abteilung einen Neuen für die Stelle von der Susanne sucht. Sie geht ja bald in den Mutterschutz und wird danach in der Buchhaltung in Teilzeit anfangen. Ich habe ja sooft bei Euch ausgeholfen und kenne mich mit allen Abläufen aus. Hab‘ für die Kerstin und für Dich auch immer viel gemacht, also denke ich, dass das passt. Das mit dem Arbeitsvertrag können wir heute Abend beim Feierabendbier in der Kneipe machen. Treffen wir uns wie immer um 18:00 Uhr beim Hans?

Bis dann,
Thomas!

P. S.: Das Bier geht heute Abend natürlich auf mich! 😉

So sieht eine interne Bewerbung in der Vetternwirtschaft aus. In einem halbwegs seriösen Unternehmen, erhält man darauf direkt eine Absage. Eine solche E-Mail die als Anschreiben deklariert wird, genügt weder für ein Vorstellungsgespräch noch für die Unterzeichnung des Arbeitsvertrags.

Diese Fehler sollte man vermeiden

interne Bewerbung

Die interne Bewerbung kann zu gravierenden Fehlern verleiten. Wie im oben gezeigten Beispiel, denkt man, man schreibt eine kurze E-Mail an Kollegen, mit denen man schon seit Jahren zusammenarbeitet und privat kennt und hat den Job quasi in der Tasche.

Doch diese Annahme kann gewaltig nach hinten losgehen. Diese fünf Fehler solltest Du auf jeden Fall vermeiden, wenn die interne Bewerbung ein Erfolg werden sollte.

  • Keine Höflichkeitsform im Anschreiben
    Wenn man die Kollegen seit Ewigkeiten kennt, denkt man sich sicher, warum sollte ich diese nicht duzen? Die interne Bewerbung findet doch in einem kleinen Kreis statt. Die Antwort ist ganz einfach: Du kannst vorher nie wissen, wer Deine Bewerbung lesen und über den weiteren Bewerbungsprozess mitentscheiden wird. Nicht jeder in der Entscheidungskette wird sich über Deine Einladung auf ein Bier in der Kneipe freuen.
  • Nur das Anschreiben einreichen
    Die interne Bewerbung verleitet auch schon mal zur Annahme, dass nur das Anschreiben für eine komplette Bewerbung ausreicht. Ein gewaltiger Trugschluss. Auch bei einer internen Bewerbung müssen alle Bewerbungsunterlagen lückenlos eingereicht werden. Dazu gehören: Anschreiben, tabellarischer Lebenslauf und die Zeugnisse (Befähigungsnachweise). Das Anschreiben und der Lebenslauf werden unterschrieben, bei Online-Bewerbungen wird eine digitale Signatur eingefügt.
  • Rechtschreibfehler in der Bewerbung
    „Ich bewerbe mich doch eh‘ intern, da kann ich mir doch mal den einen oder anderen Rechtschreibfehler erlauben.“ Falsch! Ebenso wie in einer externen Bewerbung, musst Du darauf achten, dass sich keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler einschleichen. Interne Bewerbung hin oder her. Auch bei der innerbetrieblichen Bewerbung muss man die kompletten Bewerbungsunterlagen mehrmals überprüfen und dafür sorgen, dass diese keine Fehler enthalten.
  • Mitbewerber außer Acht lassen
    Bewerben sich auf die ausgeschriebene Stelle mehrere Bewerber, muss echte Überzeugungsarbeit geleistet werden. Du musst beweisen, dass Du der beste Kandidat für die Stelle bist. Selbst wenn Du hier eindrucksvolle Erfolge und Referenzen vorweisen kannst, wird es in der Regel nicht leicht, Deine Konkurrenten auszustechen. Deine Motivation musst Du sowohl in Deiner Bewerbung als auch später im Bewerbungsgespräch darlegen. Du solltest plausibel erklären können, warum gerade Du der richtige für diese Stelle bist und welches Alleinstellungsmerkmal Du gegenüber anderen Bewerbern besitzt.
  • Sich auf Erfolgen der alten Tage ausruhen
    Die interne Bewerbung kann eine gute Gelegenheit sein, auf seine Erfolge der Vergangenheit hinzuweisen. Du arbeitest seit gut zehn Jahren im Unternehmen, hast Dich immer reingehängt, jahrelang Überstunden geschoben und weit mehr geleistet, als vertraglich vereinbart. Du warst für Deinen Arbeitgeber eine echte Stütze. Jetzt denkst Du: „Das Ganze muss sich endlich auszahlen. Ich verdiene diese Stelle.“ Da solltest Du Dich aber nicht zu früh freuen. Erfahrungsgemäß wird nur Dein jetziger direkter Vorgesetzter Dein Engagement zu schätzen wissen. Kaum jemand wird sich aber auf Ereignisse aus früheren Tagen erinnern. Erst recht bekommst Du dadurch keinen Bonus.

Interne Bewerbung – Fazit

Die interne Bewerbung bietet dem Arbeitgeber als auch dem Arbeitnehmer viele Vorteile. Man kennt sich bereits und beide profitieren von einer strategischen Nähe. Die Kennenlernphase sowie eine teure Rekrutierung und Einarbeitung entfallen. Der Mitarbeiter muss nicht erst in das Unternehmen integriert werden, sondern identifiziert sich bereits seit vielen Jahren mit diesem.

Auf der anderen Seite denken viele Arbeitnehmer, dass ihnen die interne Stelle quasi geschenkt wird. In manchen Unternehmen mag das auch so sein, doch die Regel ist es nicht. Daher sollte man die Bewerbung und die Selbstpräsentation keineswegs außer Acht lassen. Grundsätzlich gilt: Man sollte sich intern genauso bewerben, wie auf dem freien Arbeitsmarkt.

Mit den hier beschriebenen Tipps, hast Du wirklich alle notwendigen Informationen, damit Deine interne Bewerbung ein Erfolg wird.

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Sladjan Lazic