Wie viel kann man im Sicherheitsdienst (Wachgewerbe) verdienen?

Genau vor 23 Jahren, am 01.02.2001, hatte ich meinen ersten Arbeitstag im Wachgewerbe. Genauer gesagt war es eine Nachtschicht. Vor sieben Jahren habe ich hier auf dem Blog über meine Anfänge im Sicherheitsdienst in der Artikelserie Meine Arbeit als Security – Teil I, Teil II und Teil III geschrieben. Im Jahr 2021 sollte hier auf dem Blog eine Artikelserie über meine letzten 20 Jahre in diesem Job erscheinen, doch da ich mich Ende 2020 anderen Projekten im Bereich SEO gewidmet habe, blieb sehr wenig Zeit für diesen Blog und ich musste das Projekt aufgeben. Auch aus Urheberrechtsgründen und Verschwiegenheitspflichten, die sich aus den Arbeitsverträgen ergeben, sind solche Texte, die die Nennung von Unternehmen und Kunden beinhalten, problematisch. In diesem Artikel soll es um den Verdienst im Wachgewerbe gehen. Seit 2001 hat sich die gesamte Branche komplett verändert. In diesem Blogbeitrag werde ich euch den Verdienst im Wachgewerbe erläutern und zeigen, wie viel ich aktuell – Ende 2023 – als Fachkraft für Schutz und Sicherheit im Objektschutz in München verdiene.

Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Wachgewerbe

Für alle Leserinnen und Leser, die neu im privaten Sicherheitsdienst sind oder noch überlegen, in diesen Beruf einzusteigen, erläutere ich die Aufgaben in diesem Gewerbe. Die Aufgaben im Wachgewerbe sind vielfältig und erfordern von den Sicherheitskräften ein breites Spektrum an Fähigkeiten. Von der Überwachung technischer Systeme bis zur direkten Intervention bei Notfällen – die Verantwortlichkeiten im Wachgewerbe sind essenziell für die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung. Wachleute sind nicht nur Hüter von Eigentum, sondern auch Beschützer von Menschenleben.

In diesem Abschnitt werfen wir einen genaueren Blick auf die verschiedenen Aspekte und Verantwortlichkeiten, die mit diesem wichtigen Berufsfeld einhergehen.

Objektschutz/Werkschutz

Einer der grundlegenden Bereiche im Wachgewerbe ist der Objektschutz. Dieser beinhaltet die Bewachung von Firmengebäuden, Lagerstätten, Einkaufszentren, oder anderen Einrichtungen sein. Wachleute überwachen den Zugang, kontrollieren Personen und Fahrzeuge und stellen sicher, dass nur autorisierte Personen Zutritt haben.

Notruf- und Service-Leitstellen (NSL)

Das Wachpersonal überwacht mithilfe moderner Technologien wie Kameras und Alarmanlagen den zu schützenden Bereich. Dabei gilt es, verdächtige Aktivitäten zu identifizieren und unverzüglich darauf zu reagieren. Auch die Kontrolle von Zutrittsberechtigungen und das Durchführen von Sicherheitskontrollen gehören zu den täglichen Aufgaben.

Interventionsdienst

Im Falle eines Alarms oder Notfalls ist schnelles Handeln entscheidend. Wachleute müssen in der Lage sein, angemessene Maßnahmen zu ergreifen, sei es die Kontaktaufnahme mit den relevanten Behörden, das Evakuieren von Personen oder die direkte Intervention bei Bedrohungen.

Brandschutz

Der Werkschutz ist auch für den Brandschutz verantwortlich. Das schließt nicht nur die Überprüfung von Feuerlöschern und anderen Löschmitteln ein, sondern auch die Schulung der Mitarbeiter in Bezug auf Brandschutzmaßnahmen und Evakuierungspläne.

Erste Hilfe und Notfallmaßnahmen

Im Falle von Unfällen oder medizinischen Notfällen ist der Werkschutz oft in der Erstversorgung tätig. Dazu gehört die Ausbildung in Erster Hilfe und die Koordination mit Rettungsdiensten bei schwerwiegenderen Vorfällen.

Job im Wachgewerbe: Was sind die Voraussetzungen?

Über die Voraussetzungen, die notwendig sind, um im Sicherheitsdienst tätig zu werden, habe ich in meinem Blogartikel Ausbildung im Sicherheitsdienst: Voraussetzungen und Perspektiven geschrieben. Schaut euch gerne den Blogbeitrag an. Für alle Schnellleser:innen zitiere ich einmal aus dem Blogartikel:

Die Unterrichtung nach § 34 a GewO ist die gesetzlich vorgeschriebene Schulung für alle Bereiche im Sicherheitsdienst. Diese Schulung muss jeder Beschäftigte nachweisen. Die Dauer der Unterrichtung beträgt 40 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten und kann ausschließlich bei der Industrie- und Handelskammer besucht werden.

Neben der persönlichen geistigen und körperlichen Eignung muss jede Bewerberin und jeder Bewerber die Unterrichtung nach § 34 Gewerbeordnung absolvieren. Da in der Branche ein sehr hoher Personalbedarf herrscht und alle Unternehmen händeringend nach qualifiziertem Personal suchen, stehen die Chancen gut, dass euch der zukünftige Arbeitgeber die Unterrichtung bezahlt. Bei mir war es 2001 so, dass mein erster Arbeitgeber die Kosten für die Unterrichtung übernommen und mir diese in drei Monatsraten vom Lohn abgezogen hatte.

Für besondere Bewachungstätigkeiten, wie z.B. Kontrollgänge im öffentlichen Verkehrsraum (Citystreife, Einkaufszentren, ÖPNV-Bereiche), Tätigkeiten als Kaufhausdetektiv, Einlass in Diskotheken oder auch leitende Angestellte in der Bewachung von Flüchtlingsunterkünften, ist eine Sachkunde nach § 34 a Gewerbeordnung (*) erforderlich. Die Sachkunde kann erst nach einer abgelegten Prüfung erlangt werden.

Wach- und Sicherungsdienste: Zahlen, Daten, Fakten

Laut Statista (Statista Research Department, 2024) sind im Jahr 2024 über 267.700 Mitarbeitende im privaten Sicherheitsdienst tätig. Das Marktvolumen des Sicherheitsdienstleistungsgewerbes in Europa liegt bei 36 Mrd. Euro, der Umsatz der Wach- und Sicherheitsunternehmen in Deutschland liegt bei 9,21 Mrd. Euro und die Anzahl der Sicherheitsunternehmen in Deutschland liegt bei 5.383. Der durchschnittliche Jahresverdienst von Beschäftigten im Wach- und Sicherheitsdienst sowie Detekteien liegt bei 38.425 Euro. Gerade die letzte Zahl ist für uns in diesem Blogbeitrag interessant. Der bundesweite Brutto-Durchschnittsverdienst von 38.425 Euro ergibt 3.202 Euro brutto monatlich.

Hier muss man anmerken, dass sich der Verdienst im Wach- und Sicherheitsgewerbe relativ komplex gestalten kann und von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt. Somit kann keine verbindliche und einheitliche Aussage getroffen werden und es müssen statistische Durchschnittswerte verwendet werden. Zum einen variieren die Stundenlöhne und die tariflichen Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit von Bundesland zu Bundesland. Zum anderen unterscheidet sich die Vergütung für verschiedene Qualifizierungsstufen. Eine Geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft (GSSK) oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit (FSS) verdient wesentlich mehr als Kolleg:innen mit der Qualifizierungsstufe GSSK-Lehrgang III.

Anbei ist der aktuelle Lohntarifvertrag (Bundesverband der Sicherheitswirtschaft, 2024) für Sicherheitsdienstleistungen in Bayern.

Mein Verdienst vor 23 Jahren

Wir schreiben das Jahr 2001. Es gibt keinen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn und erst recht keinen Branchenmindestlohn für das Sicherheitsgewerbe. Ich habe damals als Einsteiger ohne Berufserfahrung und ohne jegliche Qualifikation mit einem Bruttostundenlohn von 12,80 DM angefangen. Selbst für damalige Verhältnisse war das ein karger Lohn, ein Ausbeuterlohn. Jede Zeitarbeitsfirma hat für die am schlechtesten bezahlten Hilfstätigkeiten 15 Mark die Stunde bezahlt. Ich habe mich mit knapp 13 Mark abspeisen lassen. Ich wollte aber um jeden Preis ins Wachgewerbe und das war letztendlich der Preis.

Doch mit meiner ersten Lohnabrechnung war ich ganz und gar nicht unzufrieden, ich bekam 2912,69 DM und das war gar nicht mal so schlecht. Willkommen im Wachgewerbe – die Stunden machen das Geld. Der Stundenlohn mag noch so schlecht sein, wenn man eine Menge Stunden schiebt – über 200 – dann kommt man auch mit einem niedrigen Stundenlohn auf einen ordentlichen Nettolohn. Nicht zu vergessen, die steuerfreien Nachtzuschläge für Nacht,- Sonntag- und Feiertagsarbeit. Im August habe ich 3646,03 Mark verdient. Summa summarum, es kommt eine Menge zusammen.

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Dauerbelastung mit über 240 Stunden monatlich auf Dauer keineswegs gesund ist. Auch die andauernden Wechselschichten wirken sich über viele Jahre und Jahrzehnte negativ auf die Gesundheit aus. Die 12-Stunden-Schichten lassen wenig Freiraum, um gesund zu kochen und viele Kolleginnen und Kollegen ernähren sich von Fastfood und greifen zu ungesunden Lebensmitteln. Da wird schnell mal eine Pizza bestellt oder man holt sich vor der Nachtschicht etwas bei den großen Fastfood-Ketten.

Die teilweise einseitige, sitzende Tätigkeit sorgt für Bewegungsmangel und dieser wiederum – in Kombination mit ungesunder Ernährung – führt zu weiteren gesundheitlichen Problemen wie Diabetes und Bluthochdruck. Aufgrund der bereits erwähnten 12-Stunden-Schichten kommt der Sport auch zu kurz. Ein Teufelskreis. Es soll hier kein medizinischer Essay werden, doch es sollen auch die negativen Aspekte der Tätigkeit genannt werden.

Ab jetzt bist Du Großverdiener.“

Ein paar Jahre lang habe ich regelmäßig im Schnitt 240 Stunden gearbeitet und „Stunden geschoben“. Ein Gespräch im Jahr 2004 ist mir in Erinnerung geblieben. Damals saß ich in der S-Bahn und unterhielt mich mit meinem Kollegen Axel. Axel hatte vor einigen Monaten den Abschluss zur Geprüften Werkschutzfachkraft IHK abgelegt. Er erzählte mir davon, wie andere Kollegen, die den gleichen Abschluss seit vielen Jahren hatten, ihm erzählten, dass sein Verdienst in die Höhe schießen wird. Die Kollegen sagten damals zum Axel: „Mit dem Fachkraft-Lohn bist Du Großverdiener.“ Er, der Axel, erinnerte sich daran und erzählte mir das Gleiche. Als ich im November 2006 die Prüfung zur Werkschutzfachkraft IHK erfolgreich abgelegt und den Abschluss in der Tasche hatte, merkte ich den Lohnzuwachs deutlich. Mein Nettolohn stieg um gut 700 Euro. Hatte ich bis dahin um 1500 Euro verdient, verdiente ich als Fachkraft über 2100 Euro. Eines Tages erzählte ich dem Axel davon und erinnerte ihn an unser Gespräch. Dann sagte er: „Ab jetzt bist Du Großverdiener.“ Auch wenn man nicht Großverdiener im eigentlichen Sinne ist.

Im Jahr 2012 absolvierte ich den Abschluss zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Den tariflichen FSS-Lohn bezahlen die wenigsten Kunden und Arbeitgeber, sodass ich beim branchenüblichen GSSK-Lohn blieb (GSSK ist der Nachfolger-Abschluss der Werkschutzfachkraft). Diese Bezahlung ist heute Standard für die Geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft sowie die Fachkraft für Schutz und Sicherheit und beträgt zum jetzigen Zeitpunkt (Februar 2024) in München 17,08 Euro brutto pro Stunde. Dazu kommen die obligatorischen Zuschläge. Da ich zusätzlich die tarifliche Wachleiter-Zulage von acht Prozent pro Stunde bekomme, komme ich mit überwiegend Nachtschichten und über 228 Stunden auf 3748,84 Euro netto im Monat.

Verdienst im Wachgewerbe – Fazit

In diesem Blogartikel habe ich euch authentisch und aus erster Hand die Verdienstmöglichkeiten im Sicherheitsdienst gezeigt. Es ist wichtig zu beachten, dass sich der Lohn im Wachgewerbe aus vielen Faktoren zusammensetzt und daher nicht von dem einen Durchschnittsverdienst die Rede sein kann. Als Quereinsteiger im Wach- und Sicherheitsgewerbe sollte man nicht a priori auf den Verdienst schauen, sondern auch die Nachteile beachten. Die schönste Netto-Summe auf einer Lohnabrechnung sollte nicht über die vielen monotonen Wechselschichten, Wochenend-Diensten und Schichten von 12 Stunden hinwegtäuschen.

Wenn ein „normaler“ Arbeitnehmer nach acht Stunden nach Hause geht, hat eine Sicherheitskraft noch vier Stunden vor sich. Vor allem im Sommer kann das ganz schön aufs Gemüt schlagen, wenn man sieht, dass das Leben an einem vorbeizieht. Nichtsdestotrotz kann man im Sicherheitsdienst auch weniger arbeiten und dennoch gut verdienen. Statt 240 Stunden kann man mit 190 Stunden auch einen guten Verdienst erreichen und dabei von relativ viel Freizeit profitieren. Letztendlich ist es immer eine Sache der persönlichen Präferenz im Leben und der Frage: „Was will ich?“ Ich hoffe, ich konnte euch einen soliden Überblick über die Verdienstmöglichkeiten im Wach- und Sicherheitsdienst geben.

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Literaturverzeichnis

Statista Research Department (2024, 11. Januar). Statistiken zu Wach- und Sicherheitsdiensten. https://de.statista.com/themen/1543/wach-und-sicherheitsdienste/

Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (2024, 22. Januar). Lohntarifvertrag Nr. 37 für Sicherheitsdienstleistungen in Bayern. https://www.bdsw.de/images/tarifvertraege/laender/2023/BY_LTV_37_2023_0101.pdf

Sladjan Lazic