Meine Erfahrung als LKW-Fahrer: Vor genau 16 Jahren habe ich Folgendes gelernt

Nach Jahren der Unzufriedenheit im privaten Sicherheitsdienst habe ich ab dem Jahr 2007 nach einer beruflichen Neuorientierung gesucht. Ein Jahr zuvor, im November 2006, habe ich den Abschluss zur Geprüften Werkschutzfachkraft IHK erlangt und mein Lohn stieg um gut 37 Prozent. Dennoch war ich unzufrieden. Bedingt durch die unregelmäßigen Wechselschichten und eine höchst unsoziale Dienstplanung am Objekt, an dem ich damals eingesetzt war. Ich hatte massive Schlafstörungen und diese beeinträchtigten meine Lebensqualität enorm. Im Sommer 2007 fing ich an, mich nach beruflichen Alternativen umzuschauen, um dem Wachgewerbe den Rücken zu kehren und in den Genuss von geregelten Arbeitszeiten zu kommen. Mein damaliger Schwager arbeitete für ein Getränkelogistikunternehmen und war als LKW-Fahrer in der Getränkelieferung tätig. Er inspirierte mich für diese Arbeit und ich begann, die Tätigkeit des LKW-Fahrers für mich als eine erfolgversprechende Alternative zu sehen. In diesem Blogartikel zeige ich euch meine Anfänge und die Erfahrung als LKW-Fahrer.

Der Arbeitsmarkt und die Logistikbranche im Jahr 2024

Es ist ein paar Jahr her, als ich meinen Führerschein der Klasse CE gemacht habe und vieles auf dem Arbeitsmarkt hat sich seitdem geändert, allen voran der Fahrermangel war damals bei Weitem nicht so dramatisch wie heute. Die Arbeit als LKW-Fahrer hat sich im Jahr 2024 erheblich weiterentwickelt und steht vor einer Reihe neuer Herausforderungen und Chancen. Die Logistikbranche ist ein wesentlicher Bestandteil der globalen Wirtschaft und spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung, dass Waren pünktlich und effizient geliefert werden. In den letzten Jahren haben technologische Fortschritte, veränderte Arbeitsbedingungen und der zunehmende Fachkräftemangel den Beruf des LKW-Fahrers stark beeinflusst.

Eine der bedeutendsten Veränderungen im Beruf ist der Einsatz moderner Technologien. Fahrerassistenzsysteme, Telematik und GPS-Ortungssysteme haben die Arbeit sicherer und effizienter gemacht. Diese Technologien ermöglichen eine bessere Routenplanung, Kraftstoffoptimierung und Überwachung der Fahrzeiten, was sowohl den Fahrern als auch den Arbeitgebern zugutekommt. Zudem spielt die Einführung autonomer Fahrzeuge eine immer größere Rolle. Während vollautonome LKW’s noch in der Erprobungsphase sind, nutzen viele Speditionen bereits teilautonome Systeme, die den Fahrern auf langen Strecken unterstützen. Diese Technologien können die Arbeitsbelastung reduzieren und die Sicherheit auf den Straßen erhöhen.

Die Arbeitsbedingungen für LKW-Fahrer haben sich ebenfalls verändert. Es gibt strengere Regulierungen bezüglich der Arbeitszeiten und Ruhepausen, um die Sicherheit zu gewährleisten. Die EU-Verordnung beispielsweise schreibt vor, dass Fahrer nach maximal 4,5 Stunden Fahrt eine Pause von mindestens 45 Minuten einlegen müssen. Dies erfordert eine sorgfältige Planung und Disziplin seitens der Fahrer und der Logistikunternehmen. Die physischen Anforderungen des Berufs bleiben hoch. LKW-Fahrer müssen fit und gesund sein, um lange Stunden am Steuer zu verbringen und gelegentlich schwere Lasten zu bewegen. Daher bieten viele Unternehmen Gesundheitsprogramme und ergonomische Schulungen an, um das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu fördern.

Ein bedeutendes Problem auf dem heutigen Arbeitsmarkt ist der Fachkräftemangel. Viele erfahrene LKW-Fahrer gehen in den Ruhestand, und es fehlt an Nachwuchs, der ihre Plätze einnehmen könnte. Die Branche kämpft darum, den Beruf für junge Menschen attraktiver zu gestalten. Dazu gehören bessere Gehälter, verbesserte Arbeitsbedingungen und gezielte Rekrutierungskampagnen.

Einige Unternehmen investieren in Ausbildungsprogramme und bieten finanzielle Anreize, um neue Fahrer anzuziehen. Gleichzeitig wird versucht, das Image des Berufs zu verbessern, indem man die wichtigen und vielseitigen Aspekte der Arbeit betont, wie die Möglichkeit, verschiedene Länder zu bereisen und die Freiheit auf der Straße zu genießen. Die Zukunft des Berufs ist eng mit technologischen Entwicklungen und demografischen Trends verbunden. Während der Bedarf an menschlichen Fahrern in naher Zukunft bestehen bleibt, könnte die Rolle sich weiter verändern. Fahrer könnten zunehmend zu Flottenmanagern werden, die autonome Systeme überwachen und koordinieren.

Deswegen wollte ich den LKW-Führerschein machen

Viele Menschen neigen dazu, bestimmte Berufe oder Tätigkeiten zu idealisieren. Sie sehen nur die positiven Seiten und blenden die negativen Aspekte aus. So wird der Beruf des Polizeibeamten oft als voller Spannung und Action wahrgenommen, während das Risiko für Leib und Leben in den Hintergrund rückt. Ähnlich verhält es sich mit der Arbeit als LKW-Fahrer. Damals wie heute wird dieser Beruf oft romantisiert. Man träumt von freien Straßen und idyllischen Sonnenuntergängen, während man mit Sonnenbrille seinen mächtigen Truck durch die endlosen Weiten steuert. Diese Arbeit muss doch einfach ein Traum sein.

Auch ich ließ mich in meiner jugendlichen Naivität von solchen idealisierten Berufsbildern verführen. Obwohl es schon 2007 viele Informationen über die Arbeit als LKW-Fahrer gab, habe ich diese nicht genutzt. Zwar las ich in einigen Foren viel über den Job, doch, erst nachdem ich meinen Führerschein der Klasse C bestanden hatte. Wie sich herausstellte, war das viel zu spät. Ich hätte mich viel früher, zumindest vor der Anmeldung in der Fahrschule, gründlich informieren sollen. Meine Vorabrecherche war oberflächlich. Statt nach einer Tätigkeit zu suchen, die mir Spaß machte, entschied ich mich für eine, die anderen Freude bereitete. Mein Schwager schwärmte von seiner Arbeit, aber auch nur, um zu zeigen, welch tollen Job er hatte. Dass er regelmäßig Überstunden machte und bis zu 15 Stunden täglich arbeitete, erfuhr ich erst viel später. Dennoch vertraute ich auf fremde Meinungen und bemühte mich wenig, mir ein eigenes, objektives Bild zu machen. Zugegeben, hätte es damals die Fülle an Informationen im Netz und die zahlreichen YouTube-Kanäle wie heute gegeben, wäre mir vieles erspart geblieben.

Ich war von einer extremen Unzufriedenheit im Sicherheitsdienst getrieben. Jede Alternative, sei sie auch noch so unergründet, schien mir als die perfekte Lösung. „Als LKW-Fahrer fährst Du Deine acht Stunden am Tag und gehst dann nach Hause“, dachte ich damals. Keine Schichtarbeit, keine Wochenendarbeit und weg von den 12-Stunden-Schichten. Das war natürlich äußerst naiv, aber es war meine Vorstellung von der Arbeit als LKW-Fahrer. Meine Motivation war nicht „Hin zu“, sondern „Weg von“ und das war mein Fehler. Ich wollte nicht LKW fahren, weil ich von dieser Arbeit überzeugt war, sondern weil ich aus dem Wachgewerbe wegwollte.

Anmeldung und Ausbildung in der Fahrschule

Im Februar 2008 entschied ich mich, einen Blick in meine potenzielle zukünftige Arbeitswelt zu werfen und begleitete meinen Schwager bei seiner Arbeit in einer Logistikfirma in Gräfelfing bei München. Wir fuhren zusammen eine komplette Tour, und ich fand die Tätigkeit äußerst interessant und spannend. Zurück in der Firma gegen 14 Uhr, belud er den LKW für den nächsten Tag und beendete exakt um 15 Uhr seinen Arbeitstag. Als ich auf die Uhr sah, wurde mir bewusst, dass ich in meinem Sicherheitsdienstjob noch genau drei Stunden vor mir hatte, bevor ich Feierabend machen konnte. Ich sehnte mich nach einem Arbeitszeitmodell, das mir ermöglichte, von sechs bis 15 Uhr zu arbeiten, anstatt von sechs bis 18 Uhr.

Um als LKW-Fahrer tätig zu werden, war der Erwerb der entsprechenden Führerscheinklasse unabdingbar. Also meldete ich mich Mitte April 2008 beim Verkehrsinstitut München in Giesing für die Ausbildung der Klasse CE an. Nach einigen Wochen der Bearbeitung durch die Behörden konnte es dann endlich im Juni losgehen. Meine erste Fahrstunde fiel auf einen sonnigen Nachmittag. Zusammen mit meinem Fahrlehrer setzte ich mich in den Ausbildungs-LKW MAN TGA. Mein erster Eindruck: „Was für ein Koloss!“ Doch, der Ausblick aus dem Führerhaus war beeindruckend.

Zuerst erhielt ich eine umfassende Einweisung in die Bedieninstrumente der Kabine und lernte die Funktionen wie Feststellbremse und Gruppenschaltung kennen. Danach folgte eine praktische Lektion in der LKW-Abfahrtskontrolle. Diese umfasste einen Rundgang um das Fahrzeug, um sichtbare Schäden oder Mängel zu identifizieren, sowie die Überprüfung von Betriebsflüssigkeiten wie Öl, Kühlmittel und Treibstoff. Wir kontrollierten den Zustand der Reifen, der Lichter und der Spiegel, und ich lernte die korrekte Einstellung der Scheibenwischer. Im Fahrerhaus wurden die Sitzeinstellung, Sicherheitsgurte und Dokumente überprüft. Nach dem Starten des Motors kontrollierten wir die Anzeigen und Kontrollleuchten auf dem Armaturenbrett sowie die Funktion der Bremsen und Lenkung.

Nach dieser gründlichen Abfahrtskontrolle starteten wir unsere Fahrt. Es war aufregend, den LKW durch die Straßen zu lenken, aber erst im Straßenverkehr wurde mir die volle Bedeutung der Arbeit als LKW-Fahrer bewusst. Eine permanente Konzentration war erforderlich, denn wir bewegten hier 40 Tonnen durch die Straßen. Nach ein paar Doppelstunden beendete ich meinen ersten Fahrunterricht mit einem unglaublichen Gefühl. Doch dies war erst der Anfang, denn in den folgenden Fahrstunden übte ich mit Anhänger und lernte das Rückwärtsrangieren mit dem Deichselanhänger – eine Herausforderung für jeden Fahrer. Nach erfolgreicher theoretischer Prüfung meldete ich mich zur praktischen Prüfung der Klasse C an. Die Prüfung war anspruchsvoll und nach einer stressigen Stunde wurde ich schließlich zum Startparkplatz zurückgebracht. Der Prüfer verkündete mir mit den Worten:

„Ich gratuliere Ihnen, Herr Lazic. Sie haben bestanden.“

Am Prüfungstag erhielt ich eine Bescheinigung über den erfolgreichen Abschluss und eine Woche später wurde mir mein Kartenführerschein von der Behörde überreicht.

Die Jobsuche und der erste Probetag

Nachdem ich euphorisch über den bestandenen Führerschein war und stolz das Dokument in den Händen gehalten hatte, war es Zeit, mich nach einer Stelle als LKW-Fahrer umzusehen. Mir war bewusst, dass ich als Neuling auf dem Gebiet keine leichte Aufgabe vor mir hatte, sofort eine passende Position zu finden. Aber wo sollte ich überhaupt anfangen? Bei welcher Firma sollte ich mich bewerben? Obwohl ich nun den LKW-Führerschein besaß und berechtigt war, Lastkraftwagen bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 40 Tonnen im Straßenverkehr zu führen, stellte sich die Frage: Was bedeutet das schon? Ohne jegliche Fahrpraxis musste ich mich hinten anstellen.

Wie es im Arbeitsleben üblich ist, begann ich damit, mich auf offene Stellen zu bewerben. Ich verschickte einige Bewerbungen, sowohl online per E-Mail als auch auf Papier. Tage vergingen, Wochen vergingen, aber ich erhielt keine Antwort auf meine Bewerbungen. Etwas schien hier nicht zu stimmen. Also griff ich zum Telefon und rief bei einem der Unternehmen an, um nachzuhaken. Die Antwort war ernüchternd: „Sie haben keine Berufserfahrung als LKW-Fahrer, daher können wir Ihre Bewerbung nicht berücksichtigen.“ Bei der nächsten Firma hieß es: „Wir haben keine Bewerbung erhalten, schicken Sie uns diese noch einmal zu.“ Und bei der dritten Firma erfuhr ich: „Wir haben keine freien Stellen, es ist überall gerade schwierig.“ Tolle Aussichten. Ich hatte 5000 Euro für meinen Führerschein ausgegeben, war zuverlässig und motiviert, aber mir wurde gesagt, dass es überall schlecht sei.

Ein Gespräch mit einem erfahrenen LKW-Fahrer brachte Licht ins Dunkel: „Mit Deinen Bewerbungen kommst Du in dieser Branche nicht weit. Die meisten Arbeitgeber sind noch Old school. Die checken nicht den ganzen Tag E-Mails.“ Wenn ich einen Job wollte, solle ich meinen Führerschein nehmen und direkt zu den Firmen fahren, um mich persönlich vorzustellen. Also nahm ich seinen Rat an und begann, Transportfirmen anzurufen. Nach einigen Versuchen vereinbarte ich bei einem Unternehmen im Süden von München ein Bewerbungsgespräch. Ohne Anschreiben, Lebenslauf oder Zeugnisse. Es war eine Firma, die sich auf die Lieferung von Dämmstoffen für die Bauwirtschaft spezialisiert hatte. Das Gespräch verlief locker und freundlich, und ich bekam sofort zwei Probetage angeboten.

Am übernächsten Tag sollte es losgehen. Pünktlich um sieben Uhr stand ich vor Ort, und der LKW war bereits beladen. In der ersten Tour fuhr noch ein Kollege mit, aber ich durfte ans Steuer. So starteten wir unsere Fahrt. Nach drei Stunden war der LKW leer, und es ging zurück in die Firma. Nach dem erneuten Beladen machte ich mich alleine auf die zweite Tour. „Das schaffst Du schon“, sagte der Disponent. Man hatte mir die Frachtpapiere ausgehändigt, ich habe einen Kaffee getrunken und machte mich auf die Arbeit. Zuerst fuhr ich nach Starnberg und Wolfratshausen und es war meine erste selbstständige Fahrt mit einem LKW. Ich war aufgeregt und voller Adrenalin. Doch der Tag war auch lang und arbeitsintensiv. Im letzten Augenblick habe ich gesehen, dass eine Überführung 3,60 Meter hoch war während mein LKW eine Höhe von vier Metern hatte. Ich stand unter Schock und bremste ab. Jetzt musste ich mich aus der eingetretenen Situation befreien. Ich rangierte den LKW etwa 100 Meter bis zur letzten Seitenstraße zurück. Zum Glück hat mich ein anderer LKW-Kollege hinter mir gesehen und den Verkehr zurückgehalten, bis ich wenden konnte. Ich war ihm so dankbar.

Als ich in Garmisch angekommen war, suchte ich mir den Wolf. Ich konnte die Adresse des Kunden nicht finden und hatte über eine halbe Stunde gesucht. Als ich das Haus endlich gefunden hatte, war wertvolle Zeit verloren. Am Ende des Tages, während ich auf der Autobahn nach München fuhr, überkamen mich Zweifel. War dieser Job wirklich das Richtige für mich? Trotz der Herausforderungen an diesem Tag hatte ich ein Gesamtbild eines typischen Arbeitstages eines LKW-Fahrers erhalten. War es das wert? War das die Zukunft, die ich mir erhofft hatte? Und war das der ultimative Traumjob, von dem mein Schwager so überzeugt war? Hunderte Fragen wirbelten in meinem Kopf herum, während ich die Straße entlang fuhr. Ich hatte die Möglichkeit, sofort in dieser Firma anzufangen, aber war das überhaupt, was ich wollte?

Die weltweite Finanzkrise von 2008

Meine Jobsuche war mitten in der sich anbahnenden globalen Finanzkrise. Die Finanzkrise von 2008, auch bekannt als die globale Finanzkrise oder die Subprime-Krise, hatte erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt. Obwohl Deutschland zu Beginn der Krise besser aufgestellt war als viele andere Länder, blieb es nicht immun gegen die Folgen der weltweiten wirtschaftlichen Turbulenzen. Zu Beginn der Krise waren die direkten Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt begrenzt. Die deutsche Wirtschaft zeigte sich widerstandsfähiger als viele ihrer europäischen Nachbarn, dank eines starken Exportsektors und einer vergleichsweise stabilen Finanzbranche. Allerdings konnte sich Deutschland nicht vollständig von den Auswirkungen der Krise isolieren.

Ein deutlicher Rückgang des Welthandels traf die exportabhängige deutsche Industrie schwer. Viele Unternehmen sahen sich mit einem Einbruch der Aufträge konfrontiert, was zu Produktionsrückgängen und einem erhöhten Druck auf die Beschäftigung führte. Vor allem in exportorientierten Branchen wie dem Automobilsektor, dem Maschinenbau und der Elektronikindustrie gab es Stellenstreichungen und Kurzarbeit. Die Krise führte auch zu einem Rückgang der Investitionen und einer restriktiveren Kreditvergabe seitens der Banken, was sich negativ auf die Nachfrage nach Arbeitskräften auswirkte. Viele Unternehmen waren zögerlich, neue Mitarbeiter einzustellen oder zu investieren, da sie unsicher waren, wie lange die wirtschaftliche Unsicherheit anhalten würde.

Ein weiterer Faktor waren die Auswirkungen auf den Dienstleistungssektor. Während Deutschland traditionell eine starke Industriebasis hat, spielt der Dienstleistungssektor eine zunehmend wichtige Rolle in der Wirtschaft. Die Krise führte zu einem Rückgang des Konsums und einer geringeren Nachfrage nach Dienstleistungen wie Einzelhandel, Tourismus und Finanzdienstleistungen. Dies hatte wiederum Auswirkungen auf die Beschäftigung in diesen Bereichen. Die deutsche Regierung reagierte auf die Krise mit verschiedenen Maßnahmen, darunter Konjunkturpakete zur Ankurbelung der Wirtschaft und Programme zur Unterstützung von Unternehmen und Beschäftigten. Kurzarbeit wurde weit verbreitet eingesetzt, um Entlassungen zu vermeiden und Arbeitsplätze zu erhalten.

Insgesamt konnte Deutschland die Auswirkungen der Finanzkrise auf den Arbeitsmarkt abfedern, aber dennoch gab es einen spürbaren Anstieg der Arbeitslosigkeit und Unsicherheit für viele Beschäftigte. Die Krise verdeutlichte die Verwundbarkeit der deutschen Wirtschaft gegenüber globalen Finanzmarktverwerfungen und führte zu einer verstärkten Debatte über die Notwendigkeit von Reformen und einer diversifizierten Wirtschaft.

Knochenjob Getränkeauslieferung

Nachdem ich erfolgreich die Führerscheinprüfung für die Klasse C absolviert hatte und meine ersten beiden Probetage als LKW-Fahrer erfolgreich gemeistert hatte, war ich bereits ein wenig vertraut mit den Herausforderungen und dem Alltag in der Transportbranche. Das Unternehmen, bei dem ich die Probetage absolvierte, bot mir sofort eine freie Stelle als Fahrer für die Zustellung von Baustoffen an. In diesem Moment war ich jedoch noch unsicher und unentschlossen bezüglich meiner beruflichen Zukunft, daher entschied ich mich vorläufig, im Sicherheitsdienst zu bleiben. In den folgenden drei Monaten kehrte ich zu meinem alten Job zurück, ohne aktiv nach neuen Möglichkeiten zu suchen. Anfang November beschloss ich jedoch, erneut mit der Jobsuche zu beginnen. Während ich einige Online-Bewerbungen verschickte, konzentrierte ich mich vor allem darauf, persönlich bei Unternehmen vorstellig zu werden. Ich bereitete Papierbewerbungen vor und übergab sie persönlich.

Schließlich erhielt ich erneut ein Jobangebot von einem Unternehmen in München, diesmal von einem mittelständischen Getränkelogistikunternehmen. Kurz darauf erhielt ich meinen Arbeitsvertrag und kündigte sofort meinen Job im Sicherheitsdienst. Der 1. Dezember 2008 war ein unvergesslicher Tag für mich, denn an diesem Tag trat ich meine neue Stelle an. Neue Aufgaben, neue Kollegen – ich wurde einem jungen Kollegen zugeteilt, der mich in den nächsten vier bis sechs Wochen einarbeiten sollte, je nach meinem individuellen Lernfortschritt. Neben dem Erlernen der verschiedenen Getränkesorten und Flaschenarten waren vor allem ausgezeichnete Stadtkenntnisse und ein Verständnis für die spezifischen Anforderungen der Kunden von Bedeutung. Mit großer Vorfreude trank ich mit meinem Kollegen meinen ersten Kaffee und besprach die Tagesabläufe.

Pünktlich um sechs Uhr morgens starteten wir mit dem voll beladenen LKW MAN TGA unsere Tour. Unser erster Stopp war ein kleiner Getränkemarkt in Hadern. Dort begann die körperliche Arbeit: Sackkarre aufstellen, sechs Getränkekisten darauf stapeln und in den Markt transportieren. Im Markt angekommen, wurden die Getränkekisten abgestellt und eingeräumt. Es war eine einfache, aber körperlich anspruchsvolle Arbeit. Es erforderte mehr Muskelkraft und Schweiß als geistige Anstrengung. Nach einem langen Arbeitstag waren meine Muskeln oft erschöpft und beansprucht. Am Ende des ersten Tages kam ich völlig erschöpft zu Hause an und schlief wie ein Stein. Der nächste Tag begann mit dem gleichen Ablauf: eine halbe Stunde Fahrt mit dem LKW, gefolgt von drei Stunden Entladen und Einräumen der Getränkekisten. Die Arbeit entpuppte sich schnell als Knochenjob, besonders wegen der extrem langen Arbeitszeiten. Der Arbeitstag begann um sechs Uhr morgens und endete selten vor 19 Uhr abends, mit nur einer kurzen halbstündigen Pause dazwischen.

Es kam oft vor, dass ich erst um 20 Uhr zurück in der Firma war. Doch anstatt Feierabend zu machen, musste der LKW oft noch für den nächsten Tag beladen werden. Wegen der hohen Auftragslage musste ich manchmal bis zu 45 Minuten warten, bevor ich endlich nach Hause konnte. Oft hatte ich erst um 21 Uhr oder sogar später Feierabend. Nach nur zwei Wochen war mir klar, dass diese Arbeit langfristig nichts für mich war.

Tätigkeit als Entsorgungsfahrer

Nach vier Wochen beschloss ich, den ungeliebten Job in der Getränkeauslieferung zu kündigen. Über die Silvesterfeiertage blieb ich zu Hause und begann ab Mitte Januar erneut, mich um eine neue Stelle zu bemühen. Es dauerte nicht lange, und Anfang Februar 2009 fand ich einen neuen Job. Diesmal trat ich als Fahrer eines Müllfahrzeugs meinen Dienst an. Anders als bei der städtischen Müllabfuhr wurde ich von einem Privatunternehmen eingestellt. Ich erhielt einen grünen Overall und eine reflektierende Jacke.

Nun war ich ein Müllfahrer. Mein erster Arbeitstag bleibt mir bis heute in Erinnerung. Ich erwartete harte körperliche Arbeit wie zuvor in der Getränkeauslieferung, aber es kam anders. Mein Kollege und ich sammelten Papiercontainer ein. Diese waren nicht besonders schwer und bestanden aus Kunststoff, nicht aus Metall. Sie ließen sich relativ leicht zum LKW schieben. Die Container wurden von einer Gabel erfasst und auf Knopfdruck automatisch entleert. Ein größtenteils automatisierter Vorgang, der wenig körperliche Anstrengung erforderte. Diese Arbeit war das komplette Gegenteil zur Getränkeauslieferung.

Es war mein erster Job als LKW-Fahrer, der mir wirklich Spaß machte. Ich hatte normale Arbeitszeiten, von sechs Uhr morgens bis 16:30 Uhr nachmittags. Nach der Arbeit fühlte ich mich nicht mehr so erschöpft und ausgelaugt wie zuvor. Viele Kunden bedankten sich bei uns mit Trinkgeld und kleinen Geschenken. Mal waren es fünf Euro, mal kostenlose Getränke oder gratis Kaffee. Die Arbeit in der Müllentsorgung bereitete mir große Freude, und ich plante, sie langfristig auszuüben.

Doch bald änderten sich meine persönlichen Pläne, und eine Auswanderung nach Norwegen stand bevor. Nach drei Monaten war ich gezwungen, meinen Job in der Entsorgung aufzugeben. Seitdem bin ich nie wieder LKW gefahren und bin im Juli 2009 zurück ins Wachgewerbe gegangen.

Erfahrung als LKW-Fahrer – Fazit

Aus meinem Quereinstieg in die Logistikbranche habe ich einiges gelernt. Ich habe mir selbst bewiesen, dass es möglich ist, als Underdog in eine komplett fremde Branche ohne Berufserfahrung einzusteigen. Ich hatte die Gelegenheit zu sehen, wie diese Branche funktioniert und wie die Arbeitsbedingungen sind. Als Getränkefahrer konnte ich für mich keine Verbesserung in Sachen Arbeitszeiten gegenüber meinem alten Job als Sicherheitsmitarbeiter erreichen und musste teilweise länger arbeiten. Als Entsorgungsfahrer hatte ich einigermaßen geregelte Arbeitszeiten und der Job hat Spaß gemacht. Auch wenn ich mich als LKW-Fahrer nicht verwirklicht habe, war es dennoch keine verschwendete Zeit, es war eine wichtige Erfahrung für mich. Die Führerscheinklasse CE ist mir geblieben und sollte ich mich irgendwann wieder für den Beruf begeistern, so kann ich jederzeit wieder einsteigen.

Sladjan Lazic

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