Leere Versprechungen im Job: „Bei Problemen können Sie jederzeit zu mir kommen.“

Otto von Bismarck sagte einmal: „Wenn man sagt, dass man einer Sache grundsätzlich zustimmt, so bedeutet es, dass man nicht die geringste Absicht hat, sie in der Praxis durchzuführen.“ Leere Versprechungen im Job sind heutzutage ein fester Bestandteil des Arbeitslebens. Oft werden bereits im Bewerbungsgespräch sinnfreie Beschönigungen verwendet und dem Bewerber das Blaue vom Himmel versprochen. Diese sind oft dermaßen dreist, dass sie zu regelrechten Lügen mutieren. Kommt es zu einer Zusammenarbeit, entpuppen sich diese als eine große Luftnummer und sorgen für Enttäuschungen beim Mitarbeiter. Die Hoffnung auf die große Karriere im Unternehmen löst sich in Luft auf. Man fühlt sich belogen und ausgenutzt. Dazu bleibt noch die Enttäuschung darüber, dass man selbst so naiv war, darauf hereinzufallen.

Leere Versprechungen

So durchschaust Du leere Versprechungen der Chefs und drehst den Spieß um.

Leere Versprechungen im Job: „Überall wird doch nur gelogen und betrogen“

Marcel war über viele Jahre stellvertretender Marktleiter in einem Baumarkt. Nachdem er seinen Abschluss als Geprüfter Handelsfachwirt in der Tasche hatte, wollte er sich beruflich verändern, sprich, weiter kommen. Nach einigen Bewerbungen wurde er zu einem Vorstellungsgespräch bei einem Mitbewerber eingeladen. Dort wurde ihm eine Stelle als Marktleiter angeboten. Obendrein wurde ein Dienstwagen sowie ein üppiges Gehalt samt Leistungsprämie versprochen. Eine höhere Stelle, ein größerer Markt, insgesamt ein Karriere-Boost.

Die Geschichte endete so: Marcel kündigte die Stelle nach vier Wochen. Was war passiert?

Die versprochene Stelle als Marktleiter entpuppte sich als eine große Luftnummer. Nichts weiter als leere Versprechungen. In der ersten Woche wurde er quer durch den Markt geschickt, ganz ohne Plan, vor allem ohne einen Einweisungsplan. Er sollte mal hier mal dort hineinschnuppern, wurde von Abteilung zu Abteilung wie eine Fackel gereicht. Nach etwa zehn Tage sprach er dies an und wollte wissen, wann die Einweisung als Marktleiter nun beginnt. Schließlich war dies auch vertraglich geregelt. Dann hieß es plötzlich:

Also die Stelle als Marktleiter müssen Sie sich erstmal verdienen.

Sein Vorgesetzter legte den Arbeitsvertrag doch auf seine eigene Art und Weise aus. Erst wenn er sich als Verkäufer bewähren sollte, könnte man in einigen Monaten darüber nachdenken, ihn als Marktleiter einzuweisen. Was das versprochene Gehalt, den Dienstwagen und die Leistungsprämie anging: Auch nur leere Versprechungen. Nach einigen E-Mails und persönlichen Gesprächen zog Marcel die Reißleine und kündigte.

Diese Geschichte ist nur eine von vielen, die sich da draußen auf dem Arbeitsmarkt regelmäßig abspielen. Ein bekanntes Sprichwort sagt:

Versprich nichts, was Du nicht halten kannst.

Doch Lug und Betrug sind oft einfacher als die Wahrheit. Leere Versprechungen werden gemacht, um qualifiziertes Personal anzulocken oder Personal zu halten. Dass dabei das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit auf der Strecke bleiben, wird in Kauf genommen.

Leere Versprechen: Die häufigsten fünf Beispiele

Wenn es darum geht, den Mitarbeiter zu manipulieren und mit falschen Versprechungen bei der Stange zu halten, sind viele Chefs geradezu einfallsreich. Du solltest ja schließlich Deinen Job weiterhin mit vollster Zufriedenheit erledigen. Ohne Widerspruch oder lästige Verbesserungsvorschläge. Wer braucht sowas heute noch. Diese fünf leeren Versprechungen sind die häufigsten, die Du in der Karriere erleben wirst.

Leere Versprechungen

1. „Sobald sich eine Beförderungsmöglichkeit ergibt, sind Sie der erste auf der Liste.“

Der Klassiker. Es gibt weder eine Liste noch eine Beförderungsmöglichkeit. Dein Chef denkt nicht mal im Traum daran, Dich zu befördern. Leere Versprechungen wie diese sind billige rhetorische Floskeln, um Dir das Gefühl zu geben, bald geht es mit der Karriere aufwärts. Dabei will man Dich nur hinhalten.

2. „Sie sind eine gute Kraft. Selbstverständlich wird Ihr befristeter Vertrag nach zwei Jahren verlängert.“

Dein Vertrag wird eben nicht nach zwei Jahren verlängert. Wenn Du wirklich eine gute Kraft bist, was spricht denn dagegen, den Vertrag nach einem Jahr zu verlängern? Ausnahmen bestätigen die Regel, doch es sind gerade solche Firmen, die selbst nur befristen, die Bewerber jedoch immer fragen, warum diese so oft die Firmen gewechselt haben.

3. „Konstruktive Kritik ist in unserem Unternehmen gern gesehen.“

Leere Versprechungen wie diese sind deswegen so raffiniert, weil sie nach außen hin den Eindruck eines modernen, demokratischen und wohlwollenden Unternehmens vermitteln. Alles nur eine schöne Fassade. Oft handelt es sich um autoritär geführte Unternehmen mit diktatorischen Zügen. Die Freiheit der „konstruktiven Kritik“ wird man erst dann zu spüren bekommen, wenn man das erste Mal Kritik geäußert hat.

4. „Ein Stellenabbau ist derzeit nicht geplant.“

Fange schon mal an, Bewerbungen zu schreiben. Solche Ansagen kündigen in der Regel Massenentlassungen an. Es kann auch sein, dass es solche harten Umbaumaßnahmen gibt, dass Du den Job gar nicht mehr haben möchtest. Hier solltest Du schnellstmöglich das sinkende Schiff verlassen.

5. „Sobald wir lukrative Aufträge ans Land gezogen haben, werden wir Sie entsprechend Ihrer Ausbildung bezahlen.“

Und wann wird das sein? In 30 Jahren? Nein, solche Aussagen sind nicht seriös und können nicht ernst genommen werden. Leere Versprechen dieser Art haben auch wieder den Zweck, den minderbezahlten Mitarbeiter möglichst lange bei der Stange zu halten. Als eine Persönlichkeit mit Potenzial solltest Du jedoch nicht darauf warten, bis man Dich ordentlich bezahlt. Suche Dir stattdessen einen ordentlichen Job mit guter Bezahlung oder baue Dir Dein eigenes Business auf. Lasse nicht zu, dass Deine Karriere durch leere Versprechungen verbaut wird.

So handelst Du bei leeren Versprechungen

Wenn Dein Arbeitgeber leere Versprechungen gemacht aber nicht eingehalten hat, ist dies erstmal sehr enttäuschend und ärgerlich. Es kommt natürlich darauf an, ob es um kleine, nicht sehr relevante oder doch große, richtungsweisende Versprechungen handelt. Denn, das Versprechen eine neue Kaffeemaschine im Büro anzuschaffen ist nicht mit einem Beförderungsversprechen gleichzusetzen.

Wurdest Du unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in ein Unternehmen gelockt, wären auch rechtliche Schritte denkbar. Die nicht eingehaltenen Versprechungen könnten strafrechtlich relevant sein. Hier solltest Du auf jeden Fall einen Rechtsanwalt konsultieren.

Folgende drei Optionen können bei falschen Versprechungen hilfreich sein:

  • Versprechen dokumentieren
    Es gibt ja das Sprichwort: „Wer schreibt, der bleibt.“ Zwar gelten in Deutschland grundsätzlich auch mündliche Vereinbarungen und sind rechtsverbindlich. Doch wenn es hart auf hart kommt, können mündliche Abmachungen schwer oder gar nicht bewiesen werden. Plötzlich erinnert sich der Arbeitgeber nicht mehr daran, dass er Dir nach einem Jahr mehr Geld zahlen wollte. Dann bleiben rechtsverbindliche Vereinbarungen nur leere Versprechungen. Deswegen: Wichtige Abmachungen immer schriftlich dokumentieren.
  • Das Gespräch suchen
    Auch, wenn Du über leere Versprechungen verärgert bist. Gehe dennoch einigermaßen nüchtern und sachlich mit der Situation um. Frage erst, bevor Du beschuldigst. Im Moment kennst Du die Hintergründe nicht. Vielleicht gibt es für die nicht eingehaltenen Abmachungen plausible Gründe. Falle nicht gleich mit der Tür ins Haus nach dem Motto: „Von Euch lasse ich mich nicht mehr verarschen.“ Bewahre Deinen Anstand und Deine Professionalität.
  • Konsequenzen ziehen
    Haben jedoch alle guten Worte nichts genützt und die gemachten Versprechungen sind nur leere Versprechungen geblieben, dann wurdest Du getäuscht und betrogen. Dieses Verhalten zeigt eine erhebliche Missachtung gegenüber Deiner Person. Mit so einem Arbeitgeber möchtest Du nicht mehr zusammenarbeiten. Hier solltest Du die Konsequenzen ziehen und nach einem Arbeitgeber suchen, der Deine Qualitäten zu schätzen weiß und respektvoll mit dem Personal umgeht.

Leere Versprechungen – Fazit

Leere Versprechen im Job sagen viel über den Arbeitgeber aus. Genauso wie er gegenüber seinen Mitarbeitern ist, wird er auch gegenüber Kunden und Geschäftspartnern sein. Mit einem solchen unzuverlässigen Betrieb möchte auf Dauer niemand zusammenarbeiten. Wenn es Deine persönliche und finanzielle Situation zulässt, solltest Du Dich nach einer besseren Stelle umsehen.

Hast Du dagegen finanzielle oder sonstige Verpflichtungen und musst noch etwas in diesem Job ausharren, versuche dennoch das Beste zu machen. Gib aber auch dem Arbeitgeber die Chance zu erläutern, warum gewisse Abmachungen nicht eingehalten wurden. Es kann sein, dass es dafür gute Gründe gibt. Unterscheide auch zwischen wichtigen und nicht so wichtigen Abmachungen. Eine Abmachung über mehr Lohn ist selbstverständlich eine wichtige. Die Abmachung, dass der Snackautomat eine neue Sandwichsorte bekommt, ist jedenfalls keine substanzielle.

Wurdest Du dauernd nur enttäuscht und angelogen, so musst Du Dir dies nicht gefallen lassen. Hat man Dich mit falschen Versprechen ins Unternehmen gelockt und diese nicht eingehalten, kannst Du sogar rechtlich dagegen vorgehen.

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Sladjan Lazic