Existenzgründungen in Deutschland gehen zurück

Laut der Förderbank KfW ist die Zahl der Existenzgründungen in Deutschland 2016 auf einen historischen Tiefstand gesunken. Der Grund ist der brummende Arbeitsmarkt und gute Chancen auf eine lukrative Anstellung. Mit einer guten Ausbildung oder Studium war es auf dem deutschen Arbeitsmarkt noch nie so einfach einen guten Job zu finden. Wer möchte das unternehmerische Risiko eingehen und um Aufträge kämpfen, wenn das Geld jeden Monat pünktlich überwiesen wird.

Existenzgründungen in Deutschland

Existenzgründungen in Deutschland gehen zurück. Dabei bietet die Selbständigkeit durchaus viele Vorteile.

Existenzgründungen in Deutschland: Vorteile

Existenzgründungen in Deutschland
  • Selbstbestimmung
    Sein eigener Chef sein, wer möchte das nicht. Jeder der schon mal einen cholerischen Chef hatte, weiß das sehr gut zu schätzen.
  • Freiheit
    Als Selbständiger ist man nicht an feste Arbeitszeiten gebunden. Man teilt sich seine Arbeit selbst ein und gestaltet dementsprechend seine Arbeitszeit.
  • Geld
    Mit einer selbständigen Tätigkeit kann man nach einigen Jahren deutlich mehr verdienen als in einem Angestelltenverhältnis.
  • Kreativität
    Man ist nicht auf eine bestimmte Firmenpolitik gebunden, sondern kann seine eigenen Ideen verwirklichen. Man kann verschiedene Projekte ausprobieren, ohne sich mit jemandem abstimmen zu müssen.
  • Ansehen
    Als selbständiger Unternehmer der es geschafft hat, genießt man durchaus ein hohes Ansehen.

Doch eine selbständige Tätigkeit birgt auch Risiken und Nachteile gegenüber einem Angestelltenverhältnis.

Nachteile

  • Hoher Zeitaufwand
    Der Angestellte hat in der Regel eine vertraglich geregelte 40-Stunden-Woche. Überstunden gibt es zwar in nahezu allen Branchen, doch diese werden meistens mit Freizeit abgegolten. Als Selbständiger arbeitet man dagegen solange, bis die Arbeit erledigt ist. 50 bis 60-Stunden-Wochen sind keine Seltenheit.
  • Keine Sicherheiten
    Der Angestellte bekommt sein Geld am ersten des Monats pünktlich auf das Konto überweisen. Der Selbständige dagegen, ist abhängig von der Auftragslage. Ist diese schlecht, variieren die Einnahmen. Man muss selbst wissen, wie man das Geschäft wieder ankurbelt. Durststrecken müssen vorher eingeplant und abgedämpft werden können.
  • Finanzielles Risiko
    Es besteht ein höheres finanzielles Risiko, da immer wieder Investitionen getätigt werden müssen. Ob neue Hardware, Software*, Arbeitsmaschinen, Fahrzeuge oder Büroeinrichtung. Alles muss erstmal bezahlt werden. Auch bei den Personalkosten geht man meistens in Vorleistung. Man muss stets für einen soliden Cashflow sorgen.
  • Keine Sonderzahlungen
    In der Selbständigkeit gibt es keine Sonderzahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld oder eine Gewinnbeteiligung.
  • Kein Anspruch auf Arbeitslosengeld
    Wenn des Business scheitern sollte, steht der Gründer erstmal ohne finanzielle Absicherung da und rutscht direkt in das Arbeitslosengeld II.

Selbständigkeit ist nicht für jeden

Eine berufliche Selbständigkeit ist definitiv nicht jedermanns Sache. Es eignet sich überwiegend für Menschen die Verantwortung übernehmen können und wollen. Ein starkes Durchhaltevermögen und selbständiges Handeln zeichnen einen Unternehmer aus.

Allgemein hat das Angestelltenverhältnis in Deutschland einen höheren Stellenwert als eine Selbständigkeit. Wir sind in Deutschland traditionell sicherheitsorientiert und bekommen das so seit der Kindheit vermittelt. Deswegen gehen die Existenzgründungen in Deutschland zurück.

In den USA sieht das dagegen umgekehrt aus. Dort ist der Self-Made-Millionär gerne gesehen und selbst wenn er scheitert, ist es keine Schande. Dann startet er eben neu. Obwohl die USA und Deutschland beides Marktwirtschaften sind, sind hier große kulturelle Unterschiede sichtbar.

Auch wenn die Zahl der Existenzgründungen aktuell einen Rückgang verzeichnet, die Zeiten waren mal anders. Die Zahl der Neugründungen stieg in den Jahren 2004 und 2005 rasant. Damals hatte die rot-grüne Regierung Schröder das Konzept der Ich-AG verabschiedet.

Es trat mit dem Gesetzespaket „Hartz II“ 2003 in Kraft. Ein Existenzgründungszuschuss sollte den Arbeitslosen den Einstieg in die Selbständigkeit erleichtern. Obwohl die damaligen Arbeitsmarktreformen bis heute sehr umstritten sind, war die Ich-AG ein Erfolgsmodell.

Wer geregelte Arbeitszeiten, eine pünktliche Bezahlung und möglichst wenig Verantwortung möchte, sollte sich nicht selbständig machen. Wer dagegen mehr aus sich machen und sein eigener Chef werden möchte, für den eignet sich eine Selbständigkeit durchaus.

Für den Einstieg kann man auch eine selbständige Tätigkeit neben seinem Beruf betreiben. So kann man verschiedene Sachen testen um zu sehen, ob man dafür geeignet ist. Gerade weil die Existenzgründungen in Deutschland zurück gehen, ist jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür.

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Sladjan Lazic