Die Flaute auf dem deutschen Arbeitsmarkt setzte sich auch im September fort. Die übliche Herbstbelebung fiel schwächer aus als erwartet. Die Zahl der Arbeitslosen ging im Vergleich zum Vormonat nur geringfügig zurück und lag bei 2,806 Millionen. Die für diese Jahreszeit typische Erholung des Arbeitsmarktes blieb aus. Zwar sank die Zahl der Erwerbslosen um 66.000, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mitteilte, doch dieser Rückgang fiel deutlich geringer aus als üblich.
Mehr Kurzarbeit
„Der Beginn der Herbstbelebung am Arbeitsmarkt verläuft in diesem Jahr nur sehr zögerlich“, erklärte die BA-Vorsitzende Andrea Nahles. Die Arbeitslosenquote sank leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 6,0 Prozent. Dennoch gab es im September 179.000 mehr Arbeitslose als im Vorjahr.
Die offizielle Arbeitslosenzahl spiegelt jedoch nicht das gesamte Ausmaß der Arbeitslosigkeit wider. Werden Personen in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen oder längerfristig Erkrankte hinzugerechnet, waren im September tatsächlich 3,569 Millionen Menschen ohne Arbeit. Diese sogenannte Unterbeschäftigung, die keine Kurzarbeit berücksichtigt, stieg im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um 14.000 an. Gegenüber dem September 2023 waren es sogar 132.000 mehr.
Bereits das gesamte Jahr über zeigt sich eine negative Entwicklung am Arbeitsmarkt. Dies ist nach Einschätzung der BA vor allem auf die stagnierende Wirtschaft in Deutschland zurückzuführen. Normalerweise sorgt das Ende der Sommerpause und der Beginn eines neuen Ausbildungsjahres für eine Belebung. Doch unter Berücksichtigung der saisonalen Effekte stieg die Zahl der Erwerbslosen von August auf September um 17.000, so die BA.
Auch die Zahl der Betriebe, die Kurzarbeit beantragen, ist laut der BA zuletzt stark angestiegen. Zwischen dem 1. und 23. September wurde für 65.000 Beschäftigte konjunkturelle Kurzarbeit angemeldet. Gleichzeitig zeigt sich eine deutliche Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen, wie das Ifo-Institut berichtet. Die Einstellungsbereitschaft erreichte ein ähnlich niedriges Niveau wie im Juli 2020, als die Coronapandemie die Wirtschaft stark beeinträchtigte, heißt es in der Ifo-Unternehmensumfrage.
Passend dazu sank auch die Zahl der gemeldeten offenen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit. Im September waren noch 696.000 Arbeitsplätze ausgeschrieben, das sind 65.000 weniger als im Vorjahr. Der BA-Stellenindex (BA-X) fiel auf 107 Punkte, neun Punkte weniger als im September 2023.
„Die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft zeigen zunehmend Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt“, sagte Ifo-Forscher Klaus Wohlrabe. „Immer mehr Unternehmen denken über einen Stellenabbau nach.“ Den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten zufolge wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich um 0,1 Prozent schrumpfen. Dies wäre das zweite Jahr in Folge, wie das Herbstgutachten der Bundesregierung aufzeigt.
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