Aus für das „Drachengame“? YouTuber „Drachenlord“ zu zwei Jahren Haft verurteilt

Das Amtsgericht Neustadt an der Aisch verurteilte den unter dem Pseudonym bekanntgewordenen YouTuber und Streamer „Drachenlord“, der bürgerlich Rainer Winkler heißt, zu zwei Jahren Freiheitsstrafe. Weil er andere Menschen beleidigt und geschlagen hat, muss der Emskirchner jetzt ins Gefängnis. Bereits im September 2019 wurde er wegen einer Pfeffersprach-Attacke zu sieben Monaten Bewährungsstrafe verurteilt. Während der Bewährungszeit beging er weitere Taten. „Dieses Verfahren ein trauriges Beispiel dafür, welche Folgen Mobbing und Hass im Internet haben kann“, sagte die Vorsitzende Richterin bei der Urteilsverkündung am Donnerstag.

Der „Haid“ schaukelte sich seit 2014 hoch

Rainer Winkler, der sich selbst den YouTube-Namen „Drachenlord“ gab, ist groß, übergewichtig und trägt oft T-Shirts von Metalbands. Auf YouTube folgen dem „Drachenlord“ über 150.000 Follower, doch nicht, weil sie seinen Content gut oder interessant finden – im Gegenteil. Die „Fans“ sind sogenannte Hater, also Anti-Fans. Mit seinen Hatern liegt Rainer Winkler seit Jahren im Clinch und liefert sich verbale, aber auch körperliche Gefechte. Seit er Anfang 2014 seine Adresse im Internet veröffentlichte und die Hater provokativ aufforderte, ihn zu besuchen, kommen seit Jahren Schaulustige in das mittelfränkische Altschauerberg in der Gemeinde Emskirchen. Regelmäßig rütteln Schaulustige am Zaun des „Drachenlord“, rufen nach ihm und erstellen Selfies und Videos vor seinem Haus, die dann ins Internet hochgeladen werden. Dabei kommt es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen vor dem Haus des „Drachenlord“, bei denen die Einwohnerinnen und Einwohner sehr darunter leiden.

„Drachenschanze“ – das Haus des „Drachenlord“ in Altschauerberg

Durch seine provokanten Äußerungen und seine teils überhebliche Art zog der „Drachenlord“ den Hass aus dem Netz auf sich. Einer seiner Gegner sagte am Donnerstag im Gerichtssaal: „Er ist respektlos und redet mit den Leuten von oben herab.“ In seinen Videos gibt er oft extreme Ansichten und Unwahrheiten wider. Auf Kritik reagiert der „Drachenlord“ oft sehr empfindlich und gerät nicht selten in Rage. All dies veranlasst seine Gegner, sich über ihn, sein Aussehen und seinen fränkischen Dialekt lustig zu machen. Viele Kommentare im Netz werden absichtlich grammatikalisch falsch geschrieben. Aus Hate wird dann „Haid“, aus Danke wird „Dangge“ und aus jetzt wird „etzala“ und aus Idioten werden „Idiotne“. Im Laufe der Jahre ist eine eigene Subkultur rund um den „Drachenlord“ entstanden. Ganze Videospiele und YouTube-Kanäle, die sich mit ihm beschäftigen, sind entstanden. Seine „Internet-Karriere“ bringt ihm schätzungsweise zwischen 3500 und 6000 Euro monatlich, wovon viel in Schuldentilgung fließen soll.

Großes Medieninteresse: Angeklagter räumt Vorwürfe ein

Die Staatsanwältin verlas sieben Anklageschriften für verschiedene Vergehen zwischen 2019 und 2021. Rainer Winkler räumte ein, dass er einen Mann mit einer Taschenlampe attackierte und an der Stirn verletzt habe. Weiter habe er Polizisten beleidigt und einen anderen Mann in den Schwitzkasten genommen. Auf einen anderen soll er einen Backstein geworfen haben. Der Prozess wurde von einem großen Medieninteresse begleitet. Gut 60 Hater versammelten sich ab sieben Uhr morgens, um den Prozess zu verfolgen. Davon waren nur zwölf im Gerichtssaal als Zuschauer zugelassen. Der „Drachenlord“ ließ über seinen Verteidiger eine Erklärung verlesen. In dieser kündigt er an, seine Internetaktivitäten so zu gestalten, dass diese nicht mehr so viele Hater auf den Plan rufen werden. Bedeutet die Haftstrafe das Aus für das Drachengame? Die Zeit wird es zeigen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Sladjan Lazic

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