Warum Du in der Zukunft ohne Arbeit sein wirst

Zugegeben, eine gewagte und vielleicht provokante Aussage. Doch eines ist sicher, Jobs werden verschwinden. Sie verschwinden kontinuierlich. Immer mehr Bankfilialen schließen, weil immer mehr Bankgeschäfte online erledigt werden. Doch wie wird die Zukunft ohne Arbeit aussehen? In Kleinstädten sterben immer mehr Kleinläden aus. Es gibt bereits vollautomatisierte Kassen in Supermärkten, die Kassenkräfte ersetzen. Es wird bereits an selbstfahrenden Autos geforscht, selbstfahrende U-Bahnen gibt es schon. In der Volksrepublik China wurden bereits erste selbstfahrende Stadtbusse getestet. Pakete und Pizzabestellungen werden irgendwann mit Drohnen geliefert. Erste Supermärkte bieten bereits einen Lieferservice. Somit werden auch viele Supermarktfilialen in Zukunft schließen. Und dann wird man sich irgendwann seine Nutella und Toastbrot per Drohne liefern lassen.

Zukunft ohne Arbeit

Rosige Zukunftsaussichten sind das. Wäre da nur nicht die Frage:

Was passiert mit den Menschen die dadurch ihren Job verlieren?

Zukunft ohne Arbeit: „Früher war alles besser“

Für viele sind die 80er Jahre ein Synonym für wirtschaftliche Stabilität, hohes Einkommensniveau und Wohlstand in Deutschland. Was zweifelsfrei so ist. Doch war früher tatsächlich alles besser? Ein Blick in die Geschichte.

Der Übergang von der agrarischen zur industriellen Produktionsweise begann in England während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die industrielle Revolution löste die Feudalgesellschaft ab und gestaltete die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Menschen grundlegend um.

Sowohl die Arbeitsbedingungen als auch die Lebensumstände änderten sich. Man spricht in der Wirtschaftsgeschichte vom Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Der Manchesterkapitalismus entstand und mit ihm die üblen Missstände des wilden Kapitalismus.

Zukunft ohne Arbeit
Coalbrookdale at night. Das Ölgemälde ist von Philipp Jakob Loutherbourg d. J. aus dem Jahr 1801. Coalbrookdale gilt als eine der Geburtsstätten der industriellen Revolution. Hier wurde der erste mit Koks gefeuerte Hochofen betrieben.

Kinderarbeit, lange Arbeitszeiten von 12 bis 14 Stunden, eine willkürliche Behandlung sowie Schutzlosigkeit bei Arbeitsunfällen waren die Folgen. Doch in früheren Zeiten gab es nur ein noch größeres Elend im Feudalismus des Mittelalters.

Der Bauer musste seinem Grundherrn hörig sein, war von ihm persönlich abhängig und unfrei. Hat man sich etwa über seine Arbeitsbedingungen erhoben, so konnte man vom Grundherrn entweder umgebracht oder ausgesetzt werden. Danach konnte man mittellos irgendwo verrecken.

Im Anbetracht dessen erschienen die verdreckten Fabriken und Hochöfen Englands als ein revolutionärer Fortschritt. Denn zum ersten Mal waren die Menschen frei, konnten in die Städte gehen und in den Fabriken arbeiten. Ja, sie wurden ausgebeutet, aber sie waren keine Sklaven mehr.

Die Industrialisierung brachte einen Anstieg des Wohlstandes zwischen 1750 und 1914. Die Sterblichkeit in England 1740 hatte einen Wert von 38,4 pro Tausend, bis zum Jahr 1800 sank sie auf 27,1 pro Tausend. Das Durchschnittseinkommen wuchs in dieser Zeit.

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Übergang von der Industrie zur Dienstleistung

Die Gesellschaft hat sich seit der Industrialisierung wesentlich verändert. Seit den 1970er Jahren hat sich ein gesellschaftlicher Strukturwandel von einer Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft vollzogen.

Dieser Wandel war damals mit einem erheblichen Rückgang der Arbeitsplätze verbunden. Doch insbesondere der technologische Fortschritt brachte bessere Arbeitsbedingungen. Alte Berufe wurden verdrängt und immer mehr neue Jobs entstanden in der Dienstleistung.

Zugleich entstanden auch in der Dienstleistungsgesellschaft neue Probleme und alte waren nicht gelöst. Auch in der Dienstleistungsgesellschaft standen sich kapitalistische Unternehmer und lohnabhängige Arbeiter gegenüber.

Doch war der Arbeiter zu Beginn der Industrierevolution noch schutzlos Krankheiten und Arbeitsunfällen ausgeliefert, so besserte sich seine Situation. Bereits Otto von Bismarck führte erstmals ein Sozialversicherungssystem ein.

Mussten noch in den englischen Fabrikhallen Kinder schuften, so wurde Kinderarbeit in den westlichen Industrieländern verboten. Bildung verhalf zum Aufstieg und die Ausbeutung der frühindustriellen Zeit wurde verdrängt.

Bewusst wird das Verb verdrängt verwendet, weil die Ausbeutung nicht ganz verschwunden ist. Auch in der heutigen Zeit gibt es Formen von Ausbeutung. Doch dies ist ein Thema welches einen gesonderten Artikel erfordert.

Die neuen Technologien

Zukunft ohne Arbeit

Die Arbeit von morgen wird nicht verschwinden – sie wird sich verändern. Bereits heute hat der technologische Fortschritt unsere Arbeitswelt bedeutend verändert. Wir erleben einen Übergang von einer Dienstleistungsgesellschaft zu einer Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft.

Durch die neuen Technologien verändern sich ganze Berufszweige. Vor gerade mal zehn Jahren wurde das erste Smartphone mit einem Touchdisplay verkauft. Heute sind die durchschnittlichen Smartphones leistungsstärker als die Desktoprechner vor zehn Jahren.

Und heute haben wir bereits Waschmaschinen mit Drahtlosverbindung und Kühlschränke mit vollwertigem Windows 10. Als ich im Jahr 2004 meinen ersten Rechner mit Windows XP kaufte, da gab es kein YouTube und Facebook wurde gerade gegründet.

Heute verdienen Hunderttausende auf diesen Portalen Geld. Insgesamt entstanden neue Formen von Erwerbstätigkeiten. Die neuen Technologien ermöglichen heute ganz neue Formen von Marketing und Selbstvermarktung.

Das was einst die Dampfmaschine, die Spinnmaschine, der mechanische Webstuhl, die Werkzeugmaschine oder Dampflokomotive waren, sind heute Google, YouTube, Facebook und Twitter.

Doch auch die Anforderungen an den einzelnen Arbeitnehmer werden in der Zukunft noch mehr wachsen. Vor 15 Jahren war es nicht in jedem Beruf unbedingt erforderlich mit einem Personal Computer umzugehen.

Unsere Arbeitswelt wird komplexer

Heute sieht das wesentlich anders aus. Ein klassischer „Pförtner“ muss eine Ausbildung, gute PC-Kenntnisse und Englischgrundkenntnisse vorweisen können. Reinigungskräfte müssen mit Tabletcomputern umgehen können um damit die Reinigungskontrollen durchführen zu können.

Lastkraftfahrer erhalten ihre Routen auf Tablets und Bedienungen nehmen Bestellungen mithilfe eines PDA entgegen. Die Lieferdrohnen der Zukunft wird jemand herstellen, programmieren, steuern und warten müssen.

Dort wo Jobs in der Paketlieferung verschwinden, werden neue in der Herstellung, Programmierung, Steuerung und Wartung von Drohnen entstehen. Wo Kassenkräfte entlassen werden, entstehen neue Jobs in der Vorbereitung und Verpackung von Lebensmittellieferungen.

Und die Kleingeschäfte die in Kleinstädten schließen müssen, das ist heute schon nachgewiesen, werden tendenziell durch Onlineshops und Handel auf Marketplaces ersetzt. Die Arbeitswelt von morgen wird komplexer aber komplex ist nicht gleich schlecht.

Somit wird das traditionelle Bild des Arbeitnehmers aus den 70er und den 80er Jahren vollkommen verschwinden. Es wird nicht genügen nur einen Beruf und eine Fertigkeit zu lernen und dann lebenslang bei einem Arbeitgeber tätig zu sein.

Wer in der Zukunft nicht bereit ist zu lernen und in seine Bildung zu investieren – wird arbeitslos sein.

Zukunft ohne Arbeit: Vielleicht wirst Du irgendwann keine Arbeit brauchen

Du könntest in der Zukunft ohne Arbeit sein – doch das wird vielleicht gar nicht so schlimm sein.

Der Begriff „bedingungsloses Grundeinkommen“ ist bereits heute ein Thema. Obwohl es in Deutschland noch lange nicht auf der politischen Agenda steht, so ist es nicht ausgeschlossen, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt wird.

Als erstes Land in Europa hat Finnland 2015 entschieden, ein Grundeinkommen zu testen. In den USA ist das Grundeinkommen unter dem Namen Basic Income Guarantee (BIG) bekannt.

Der Denkansatz des bedingungslosen Grundeinkommens zeigt in welche Richtung sich die Entwicklung der Arbeit bewegt. Weg von der Leistungsgesellschaft bis hin zu einer freizeitorientierten und kreativen Lebensweise.

Denn ein freizeitorientierter Mensch ist nicht gleichzeitig unproduktiv. Ganz im Gegenteil. Ich benötige etwa 4 Stunden um diesen Blogartikel zu schreiben. Inklusive Recherche, SEO und Rechtschreibprüfung. Somit wende ich 4 Stunden meiner Freizeit auf und arbeite.

Doch ich arbeite entgeltlos und stelle den Content kostenlos ins Internet. Du liest den Artikel und konsumierst kostenlos. Jemand anders stellt etwas kostenlos ins Netz und ich konsumiere seinen Content. Dies sind die Grundelemente einer Informationsgesellschaft.

Das bedingungslose Grundeinkommen könnte eines Tages die Grundbedürfnisse für jeden Bürger sichern. Doch es ist nicht davon auszugehen, dass die Arbeitnehmer von heute in der Zukunft ohne Arbeit sein werden. Vielmehr wird es eine Mischung aus beiden sein.

Eine Zukunft ohne Arbeit wird es nicht wirklich geben – aber sehr wohl eine Zukunft mit weniger Arbeit.

Die digitale Revolution und der technologische Fortschritt haben unsere Arbeitswelt jetzt schon grundlegend verändert.

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Sladjan Lazic